Das Objektiv

Objektive für DSLM-Kameras – Ein Leitfaden für Einsteiger

Nach dem Einstieg in die Welt der DSLM-Kameras ist es an der Zeit, sich mit einem der wichtigsten Bestandteile des Systems auseinanderzusetzen: dem Objektiv. Während die Kamera selbst für die Bildverarbeitung und Steuerung verantwortlich ist, hat das Objektiv einen entscheidenden Einfluss darauf, wie dein Bild letztendlich aussieht. Die Wahl des richtigen Objektivs ist daher genauso wichtig wie die Wahl der Kamera. In diesem Artikel erfährst du, welche Unterschiede es zwischen Objektiven gibt, warum Kit-Objektive oft als Einstieg dienen, aber nicht die beste Wahl für ambitionierte Fotografie sind, und wie du das richtige Objektiv für verschiedene Situationen findest.

Die Technik hinter dem Objektiv

Ein Objektiv ist viel mehr als nur ein Stück Glas vor deiner Kamera. Es handelt sich um eine präzise gefertigte Kombination aus mehreren Linsen, die zusammenarbeiten, um das Licht auf den Sensor der Kamera zu lenken. Je nach Konstruktion des Objektivs können unterschiedliche Effekte erzielt werden, wie beispielsweise eine größere Tiefenschärfe, ein weicher Bokeh-Effekt oder eine Verzerrung des Bildes. Die Qualität der Linsen, die verwendeten Materialien und die technische Verarbeitung spielen eine entscheidende Rolle für die Schärfe und Klarheit deiner Fotos.

Ein wichtiges Merkmal eines Objektivs ist die sogenannte Brennweite. Sie gibt an, wie weit das Objektiv „zoomen“ kann und wird in Millimetern (mm) gemessen. Je kleiner die Brennweite, desto größer ist der Bildausschnitt, den das Objektiv einfängt (Weitwinkel). Je größer die Brennweite, desto enger wird der Bildausschnitt (Tele). Die Brennweite hat also direkten Einfluss darauf, wie dein Bild aussieht und welche Motive du optimal einfangen kannst.

Kit-Objektive: Günstig, aber limitiert

Wenn du eine DSLM-Kamera kaufst, wird sie oft mit einem sogenannten Kit-Objektiv geliefert. Diese Objektive sind günstig in der Produktion und bieten Einsteigern eine gute Möglichkeit, verschiedene Brennweiten auszuprobieren. Typische Kit-Objektive haben eine variable Brennweite, beispielsweise 18–55 mm, und eine vergleichsweise geringe Lichtstärke (oft f/3.5–5.6).

Obwohl Kit-Objektive für den Einstieg praktisch sind, stoßen sie schnell an ihre Grenzen. Ihre optische Qualität ist oft nicht so hoch wie bei spezialisierten Objektiven, und die geringe Lichtstärke schränkt dich besonders in Situationen mit wenig Licht ein. Wenn du also über die Grundlagen hinausgehen möchtest, lohnt es sich, in ein hochwertigeres Objektiv zu investieren.

Vollformat vs. APS-C: Der Einfluss auf Objektive

Der Unterschied zwischen Vollformat- und APS-C-Kameras wirkt sich auch auf die Wahl der Objektive aus. APS-C-Kameras haben einen sogenannten Crop-Faktor, der dazu führt, dass die effektive Brennweite eines Objektivs größer erscheint. Ein 50-mm-Objektiv entspricht bei einer APS-C-Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,5x also einer Brennweite von 75 mm. Das kann ein Vorteil sein, wenn du viel Tele-Brennweite benötigst, beispielsweise in der Tier- oder Sportfotografie.

Allerdings kann der Crop-Faktor auch nachteilig sein, insbesondere bei Weitwinkelobjektiven. Ein 24-mm-Weitwinkelobjektiv wirkt an einer APS-C-Kamera wie ein 36-mm-Objektiv, was es schwieriger macht, große Landschaften oder Innenräume zu fotografieren. Deshalb solltest du bei der Wahl deines Objektivs immer den Crop-Faktor deiner Kamera berücksichtigen.

Ein weiterer Unterschied liegt in der Verfügbarkeit von Objektiven. Für Vollformatkameras gibt es oft eine größere Auswahl an hochwertigen Objektiven, da sie auch für professionelle Anwendungen konzipiert sind. APS-C-Objektive sind dagegen oft günstiger, da sie speziell für den kleineren Sensor entwickelt wurden.

Die Wahl des richtigen Objektivs

Je nachdem, welche Art von Fotografie du bevorzugst, gibt es unterschiedliche Objektive, die sich besonders gut eignen. Hier sind einige der gängigsten Objektivtypen und ihre Anwendungsbereiche:

1. Weitwinkelobjektive (unter 35 mm)

Weitwinkelobjektive sind ideal für Landschafts- und Architekturfotografie, da sie einen großen Bildausschnitt einfangen können. Sie eignen sich auch hervorragend für Innenaufnahmen, besonders wenn der Platz begrenzt ist. Mit einem 16-mm- oder 24-mm-Weitwinkelobjektiv kannst du beeindruckende Perspektiven schaffen und die Weite einer Szene einfangen.

Ein Beispiel: Du stehst auf einem Berggipfel und möchtest die gesamte Landschaft um dich herum einfangen. Ein Weitwinkelobjektiv gibt dir die Möglichkeit, die Tiefe und Weite der Szene darzustellen, ohne Details zu verlieren.

Auch die Fotografie der Milchstrasse bei Nacht ist eine eigene Disziplin. Dafür verwendet man idealerweise Weitwinklige Objektive mit einer hohen Lichtstärke (einer großen Blendenöffnung, also einer kleinen Blendenzahl). Ideal etwa eine Festbrennweite 16mm f/1.8.

2. Standardobjektive (35–70 mm)

Standardobjektive decken einen Bildausschnitt ab, der dem natürlichen Sichtfeld des menschlichen Auges nahekommt. Sie sind vielseitig einsetzbar und eignen sich für viele Arten der Fotografie, von Porträts bis hin zu Straßenszenen. Ein beliebtes Standardobjektiv ist das 50-mm-Objektiv, oft auch „Nifty Fifty“ genannt, das für seine Schärfe und Lichtstärke geschätzt wird.

Ein Beispiel: Du möchtest ein Porträt einer Person machen, ohne zu nah heranzugehen. Ein 50-mm-Objektiv ermöglicht es dir, den Hintergrund dezent unscharf zu halten und die Person in den Fokus zu rücken.

3. Teleobjektive (über 70 mm)

Teleobjektive eignen sich hervorragend für die Tier- und Sportfotografie, da sie weit entfernte Motive näher heranholen. Mit einem 200-mm- oder 300-mm-Teleobjektiv kannst du beispielsweise Vögel in der Natur fotografieren, ohne sie zu stören. Auch in der Porträtfotografie werden Teleobjektive gerne verwendet, da sie eine schöne Hintergrundunschärfe erzeugen.

Ein Beispiel: Du bist in einem Zoo und möchtest einen Löwen in weiter Entfernung fotografieren. Ein Teleobjektiv hilft dir, ihn formatfüllend ins Bild zu setzen, ohne die Distanz zu verringern.

4. Makroobjektive

Makroobjektive sind speziell für die Nahfotografie entwickelt und ermöglichen es dir, kleine Details ganz groß herauszubringen. Ob Blumen, Insekten oder andere winzige Motive – mit einem Makroobjektiv kannst du eine neue Welt entdecken. Typische Brennweiten für Makroobjektive liegen zwischen 60 mm und 100 mm.

Ein Beispiel: Du möchtest eine Biene fotografieren, die gerade Nektar von einer Blume sammelt. Ein Makroobjektiv ermöglicht es dir, die feinen Details der Biene und der Blütenblätter einzufangen.

5. Festbrennweiten vs. Zoomobjektive

Festbrennweiten haben eine feste Brennweite und bieten oft eine höhere optische Qualität und Lichtstärke als Zoomobjektive. Sie sind ideal, wenn du Wert auf scharfe Bilder und ein schönes Bokeh legst. Zoomobjektive sind dagegen flexibler, da sie mehrere Brennweiten in einem Objektiv abdecken. Ein 24–70 mm-Zoomobjektiv ist beispielsweise eine hervorragende Wahl für Reisen, da es sowohl Weitwinkel- als auch Standardbrennweiten abdeckt.

Bokeh: Der Zauber der Unschärfe

Das Bokeh – also die Qualität der Unschärfe im Hintergrund – ist eines der markantesten Merkmale eines Objektivs. Besonders in der Porträtfotografie wird ein schönes, cremiges Bokeh geschätzt, das den Hintergrund weichzeichnet und das Hauptmotiv hervorhebt. Aber wie entsteht Bokeh, und was beeinflusst es?

1. Lichtstärke und Blendenöffnung

Eine große Blendenöffnung ermöglicht nicht nur mehr Lichteinfall, sondern sorgt auch für eine geringe Tiefenschärfe. Dadurch wird der Hintergrund stärker unscharf, was ein angenehmes Bokeh erzeugt.

2. Bauweise der Blendenlamellen

Die Form und Anzahl der Blendenlamellen in einem Objektiv beeinflussen, wie das Bokeh aussieht. Runde oder abgerundete Lamellen erzeugen ein gleichmäßigeres Bokeh, während eckige Lamellen das Bokeh weniger weich wirken lassen.

3. Brennweite

Objektive mit längeren Brennweiten – wie ein 85 mm oder ein 135 mm – komprimieren den Hintergrund stärker und verstärken dadurch den Bokeh-Effekt. Kurze Brennweiten, wie 24 mm oder 35 mm, zeigen dagegen mehr Details im Hintergrund.

Lichtstärke: Fotografieren bei wenig Licht

Die Lichtstärke eines Objektivs gibt an, wie viel Licht es auf den Sensor lässt. Lichtstarke Objektive mit großen Blendenöffnungen (z. B. f/1.4 oder f/2.0) sind besonders nützlich, wenn du bei schlechten Lichtverhältnissen fotografierst. Sie ermöglichen kürzere Verschlusszeiten und niedrigere ISO-Werte, was die Bildqualität verbessert.

Einsatzbereiche für lichtstarke Objektive

  • Nachtfotografie: Ein lichtstarkes Objektiv hilft, Sterne oder Stadtlichter ohne starkes Bildrauschen einzufangen.

  • Porträts bei natürlichem Licht: Auch bei diffusem Licht oder in Innenräumen kannst du mit einer großen Blende beeindruckende Porträts erstellen.

  • Sportfotografie: Kurze Verschlusszeiten sind oft entscheidend, um schnelle Bewegungen einzufrieren – eine große Blendenöffnung kann dabei helfen.

Beachte den Preis

Lichtstarke Objektive sind oft teurer und schwerer als Objektive mit geringerer Lichtstärke. Für Einsteiger bieten sich Kompromisse wie ein 50-mm-Objektiv mit f/1.8 an – lichtstark, aber erschwinglich.

Objektivanschlüsse und Kompatibilität

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Wahl eines Objektivs ist der Anschluss. Jeder Kamerahersteller hat sein eigenes System von Objektivanschlüssen, die nicht untereinander kompatibel sind. Unter anderem:

  • Canon mit dem RF oder EF Bajonett

  • Nikon das Z und F Bajonett

  • Sony das E-Mount System

Achte darauf, dass das Objektiv, das du kaufen möchtest, mit deiner Kamera kompatibel ist. Es gibt zwar Adapter, um Objektive anderer Hersteller zu nutzen, aber diese können Einschränkungen bei Funktionen wie Autofokus mit sich bringen.

Die Wahl des richtigen Objektivs ist ein entscheidender Schritt, um deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern. Während Kit-Objektive für den Einstieg geeignet sind, bieten hochwertige Festbrennweiten und spezialisierte Zoomobjektive deutlich mehr kreative Möglichkeiten. Überleg dir, welche Art von Fotografie du bevorzugst, und investiere in ein Objektiv, das deinen Anforderungen entspricht. Denke auch daran, den Crop-Faktor deiner Kamera zu berücksichtigen, insbesondere wenn du zwischen Vollformat und APS-C wechselst. Mit dem richtigen Objektiv kannst du das volle Potenzial deiner Kamera ausschöpfen und Bilder erstellen, die genau so aussehen, wie du es dir vorgestellt hast.

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